Den das Stue“ – dänisch für Stube – versteht sich als eine Art Salon, ein Raum für Begegnungen und Gespräche und ist Antwort auf die Sehnsucht nach einem ruhigen Rückzugsort im umtriebigen Berlin. Hier will man sein. Errichtet in dem denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Königlich Dänischen Gesandtschaft, wirkt das Interieur beruhigend und inspirierend zugleich. Eher aggressiv wirkt da nur der bronzene Krokodilskopf des französischen Künstlers Quentin Garel, der seinen markanten Auftritt im Foyer des Hotels hat. Aber nicht der Salon, sondern eine der Bibliotheken im Haus ist Treffpunkt dreier außergewöhnlicher Personen die meiner Einladung gefolgt sind: Boris Radczun, Martin Purwin und Jörg Woltmann.
Klassische Eleganz in der Hauptstadt Berlin
Der Umgang untereinander wirkt vertraut, man kennt und schätzt sich. Nichts deutet darauf hin, dass noch weitere Termine anstehen. Alle Mann sind entspannt. Im Grunde ist es einfach, mit ihnen ein Gespräch über Stil und Charakter zu führen, stehen sie doch allesamt ein für solches in Berlin. Radczun hat ein Gespür für die Sehnsüchte diese Stadt entwickelt. Das „Grill Royal“ an der Spree, der „Pauly Saal“ in der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule, das skandinavische Restaurant „Dóttir“ und mit „La Petite Royale“ in Charlottenburg betreibt er mit seinem Kompagnon Stephan Landwehr diverse In-Destinationen. Purwin ist sein Partner bei Purwin & Radczun, hier schneidert man in Berlin Männern edle Hemden und Anzüge auf den Leib. Martin Purwin stammt aus einer Familie mit textiler Tradition. Schon sein Großvater handelte mit feinen Stoffen, berichtet er, als er in der Runde über Qualitäten, Gewichtsklassen und Strukturen von Stoffen in’s Schwärmen gerät. Seit ein paar Jahren werden am Tempelhofer Ufer Hemden, Hosen, Anzüge, Smokings und Fracks geschneidert. Wo anderorts mit mehreren Schichten relativ steifem Rosshaar und wattierten Schulterpartien eine Struktur geschaffen wird, die den Mann buchstäblich ausrüstet, dreht sich bei Purwin & Radczun alles um Griffigkeit. Das Gefühl in der Hand ist so angenehm, dass man mit dem Kneten des Stoffes nicht mehr aufhören mag. Der Anzug geht mit, schmiegt sich um den Körper. Wenn man an Sylvester in einem der angesagten Berliner Clubs feiern möchte, braucht man keine Rüstung, so simpel ist das. „Der englische Anzug trägt seinen Besitzer, bei uns trägt der Besitzer den Anzug“, erläutert Martin Purwin. Man achtet darauf, nicht zu klassisch-britisch aber auch nicht zu modisch-italienisch zu wirken. Eher verknüpft man das Beste aus beiden Welten und formt daraus einen eigenen ‚Berliner Stil’:
Kompromisslos in der Herstellung und dennoch ganz individuell.
Und „Ein Maßanzug kostet Zeit, die Auswahl der Stoffe für den Anzug und für die Hemden, die Schnitte.“ Was das Thema Traditionen und Materialbeschaffenheit anbelangt, so ist das die Domäne von Jörg Woltmann. Eher unfreiwillig, wie er berichtet, hat er vor über zehn Jahren die Königliche Porzellanmanufaktur vor der Insolvenz gerettet. Im Gespräch erzählt er von seiner Liebe zu Porzellan, wie die KPM mittlerweile dasteht und warum für Ihn Berlin der allerbeste Standort ist. Berlin ist wichtig, da alle Blicke sich auf diese Stadt richten. Hier kann man etwas bewegen und Signale in die ganze Welt senden. Und die ganze Welt ist wichtig für die Porzellanmanufaktur. „Wirtschaftlich könnte das Unternehmen besser dastehen, aber nach einiger Zeit ist mir bewusst geworden, welche Aufgabe und Verpflichtung es ist, dieses Kulturgut zu erhalten. Dazu gehören beispielsweise Historiker, die das KPM-Archiv pflegen. Die vielen Formen müssen überarbeitet werden, all das kostet enorm viel Geld“ so Woltmann. Dies gehört aber unweigerlich dazu, wenn man ein Kulturgut erhalten will. Während der Unterhaltung stoßen Hans-Joachim Böhme von Modistin Fiona Bennett und Juwelier Clemens Ritter von Wagner hinzu. Böhme voll beladen mit ausladenden Hutschachteln voller markanter Männerhüte, Wagner mit kleinen Boxen voller ausgefallener Manschettenknöpfe. Wer mag in solch einer Runde noch das Widererstarken von Stil und Eleganz bezweifeln. Wir nicht! Wenn Clemens Ritter von Wagner seine Boutique verlässt, dann oft mit wertvollem Schmuck im Gepäck. Denn die Stücke des Berliner Juweliers sind so exklusiv, dass er sie Interessenten zur diskreten Vorlage vorbeibringt. Beispielsweise die viktorianischen Löwenkopfe- Manschettenknöpfe aus 585 Gelbgold. Der Mann der etwas auf sich hält trägt – neben einem Hut – einmal mehr Hemd mit Manschettenknöpfe. Woltmann lächelt wissend: Seine Manschettenknöpfe mit Signet sind aus der eigenen Porzellanmanufaktur.
Wissen um Herkunft und Materialität bestimmen das Thema.
Da passt es vortrefflich, das Woltmann neben den Tassen und Geschirr auch einen Hexenbecher mitgebracht hat. „Unsere Produkte sind seit jeher von Natur, Literatur und griechischer Mythologie inspiriert“ erläutert er das wertvolle Stück. Das Relief auf dem Hexenbecher greift die Walpurgisnacht-Szene aus Goethes Faust I auf. Das reizvolle Wechselspiel von Licht und Schatten verleiht dem Relief seine Wirkung – ein dankbares Motiv für den Fotografen Stefan Milev.
Wenn Paris die Stadt der Liebe, London die Musikmetropole und Kopenhagen als die Designhauptstadt Europas bezeichnet wird – was ist dann Berlin? Alle drei Städte zeichnen sich durch ihre unterschiedlichen Geschmäcker und Stilrichtungen aus – haben aber immerhin einen Stil. Und welchen Stil pflegt Berlin?
Den genau richtigen, großen Koffer, den man in Berlin lässt, um immer wiederzukommen, findet man vielleicht eher auf einem der großen Flohmärkte, am Mauerpark zum Beispiel oder an der Straße des 17. Juni. Berliner sind Meister darin, ausgefallene Stücke mit Produkten etablierter Marken zu kombinieren. Der Berliner Stil ist vor allem fantasievoll und nie langweilig. Der Designvielfalt, der Individualität und kreativen Extravanganz sind keine Grenzen gesetzt, und es gibt kaum etwas Ausgefallenes, das in Berlin nicht seine Kunden findet. Concept-Stores präsentieren den typischen Berliner Lifestyle und wecken ungeahntes Begehren nach bisher nie gesehenen Objekten. Und in der mehr als 250 Jahre alten Porzellanmanufaktur KPM lassen sich wie selbstverständlich wieder Tische nach großer preußischer Tradition decken. Da entfaltet sich ein fantasievoller Reichtum. Nach Mode, Kunst und Design kommt in Berlin nun auch die Kulinarik richtig in Fahrt. Es entstehen Pop-up-Restaurants, neue Konzepte werden ausprobiert – man spürt, eine neue Berliner Gastronomie behauptet sich gegenüber der von London oder New York. Wer sich dabei auf Berlin einlässt, muss damit rechnen, dass sein Geschmack anspruchsvoller wird – und sehr individualistisch.
Mit Geschmack kennt sich Boris Radzun aus.
Gilt er doch als einer der bestangezogenen Männer der Berliner Bohème. Auf seinen Stil angesprochen schmunzelt er. Muß dazu gar nichts sagen: allein anhand seiner Kleidung kann man sehen, dass er Ahnung hat von dem, worüber er spricht. Und seine Restaurants? Hier ist nichts steril oder langweilig. Das mag auch an dem Architekturstudium liegen, das er einst begann, und generell an seinem Interesse an schönen und schrägen Dingen. Und da kommt es durch, was unser Gespräch bestimmt hat. Da ist es wieder, das Neue in Berlin. Ist eben alles eine Frage der Definition.
Über all dem haben wir fast den Grund der Verabredung vergessen. Gemeinsam wollten wir über die neunen Business-Fahrzeuge sprechen. Dazu kam es beim Hinausgehen. Gefallen hat allen unsere Auswahl von BMW, Audi und Volkswagen – typisch für Berlin und bezeichnend: Boris Radzun hat gar keinen Führerschein und ist lieber zu Fuß unterwegs. An dieser Stelle vielen Dank an die Hersteller und an Sixt Autovermietung für die Gestellung der Fahrzeuge – unseren Fotografen hat es gefreut.
Tipp der GO SIXT Redaktion:
Natürlich drehen sich unsere Empfehlungen rund um den Artikel. Da wäre einmal das Hotel. Das Stue ist eine verschwiegene Adresse mitten im Botschaftsviertel im Zentrum der Deutschen Hauptstadt, mit Blick auf die Gehege des Berliner Zoos und den Tiergarten Park.
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