Muhammad Ali, Klaus Kinski, Romy Schneider, der Dalai Lama, Thomas Mann, Gracia Patricia, Bruce Springsteen, Woody Allen, Bill Clinton, Queen Elizabeth und Papst Benedikt sind nur einige. Jährlich ist sie mit ihrem 700-köpfigen Mitarbeiterstab Gastgeberin der Münchner Sicherheitskonferenz – eine Challenge, die das Haus mit seinen 345 Zimmern für drei Tage in einen Ausnahmezustand versetzt. Und den Bayerischen Hof in alle Medien der Welt katapultiert. Dem Rat ihres Großvaters folgend lebt Innegrit Volkhardt nicht im Hotel, sondern auf dem Familienanwesen in Starnberg. Dieser Abstand ist ihr wichtig, denn nur so kann die Grande Dame des weltberühmten Luxushotels auch einmal abschalten. Am besten gelingt ihr das bei der allmorgendlichen Versorgung ihrer tierischen Familienmitglieder, den vier Eseln und zwei Katzen. Ohne Tiere, so betont Innegrit Volkhardt, geht es bei ihr eben einfach nicht. Ein Mindestabstand, der der Hotelière die Kraft für den fast 24-Stunden-Mammutjob gibt. Ein Gespräch darüber, wie die Chancen stehen, diesen Erfolg zu wiederholen, wie sie Persönlichkeiten erlebt und auf die Veränderungen der Hotellerie reagiert.
Innegrit Volkhardt leitet nunmehr das zweitumsatzstärkste Hotel Deutschlands. In vierter Generation steht Sie an der Spitze des Bayerischen Hofs in München.
Zuletzt wurde wieder kräftig Hand angelegt. Die Palaishalle wurde von dem international renommierten Inneneinrichter, Kunstsammler und Antiquitätenhändler Axel Vervoordt aus Belgien grundlegend erneuert. Neben der Palaishalle ist Axel Vervoordt aktuell noch an einem weiteren Projekt im Hause engagiert: entstanden sind weitere 29 Zimmer, Junior-Suiten sowie eine Penthouse Suite, welche das gesamte achte Stockwerk beansprucht und samt Terrasse 350 Quadratmeter umfasst. „Die Ansprüche der Kunden sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen“, sagt Volkhardt. Als sie das Hotel übernahm, hatte es noch 442 Zimmer. Mittlerweile gibt es lediglich 345. Dafür in allen erdenklichen Varianten und Größen. Es ist der Spagat zwischen Tradition und Moderne, der für ein Hotel wie den Bayerischen Hof existenziell ist. „Man überlegt sich genau, was man modernisieren möchte“, sagt Volkhardt. Doch ist ihr klar, dass es Veränderungen geben muss, um in der Gegenwart zu bestehen. Bislang ist ihr das gut gelungen: In den letzten Jahren war der Bayerische Hof das umsatzstärkste Hotel in Deutschland, gefolgt von den Berliner Hotels Estrel und dem Adlon. Neben dem Bayerischen Hof gehört auch das Hotel Zur Tenne in Kitzbühel und eine Weinhandlung in München zum Familienunternehmen Gebrüder Volkhardt KG.
Aber auch um eine Ikone wie dem ältesten Münchner Grand Hotel herum befindet sich die Hotellandschaft im Umbruch: zunehmend werden private Unterkünfte über Anbieter wie Airbnb gebucht, Hotelketten stampfen Hotels aus dem Boden und sogenannte Design-Hotels gewinnen an Fahrt. Vor allem die Drei- und Vier-Sterne-Kategorie steht vor großen Veränderungen, glauben Experten. Diese könnten künftig deutlich weniger Mitarbeiter haben, Sprachroboter einen großen Teil der Aufgaben übernehmen. Das Unpersönliche ersetzt das Persönliche – vorstellbar?
Undenkbar! So beschreitet der Bayerische Hof den umgekehrten Weg und setzt mit seinem Bekenntnis zum Service ein deutliches Zeichen. Von einem Luxushotel erwarten dies die Gäste auch. Die Menschen, die hier logieren, wollen ihre Wünsche erfüllt bekommen. Auch deswegen hat das Hotel den größten Concierge-Desk in Deutschland. Es gibt kaum etwas, was dieser nicht besorgen kann. So kommt auch eine Hotelchefin ab und an mal nicht an Karten für ein ausverkauftes Konzert. Dann springt schon Mal der Concierge ein, um über sein Netzwerk welche zu ergattern. „Das dauert meist nur wenige Minuten“, sagt Volkhardt. Allzu häufig gönnt sie sich eine Auszeit ohnehin nicht. Diese nimmt sie sich an wenigen Tagen im Jahr. Meist an Weihnachten und an ihrem Geburtstag. Für ein Familienhotel sei es eben wichtig, dass das Oberhaupt persönlich für die Gäste da ist. Auch künftig soll das Unternehmen in Familienhand bleiben. Mittlerweile hat es vier Gesellschafter. Innegrit Volkhardt, ihre Schwester und auch deren beide Töchter haben vor kurzem Anteile übertragen bekommen. Ob diese das Hotel irgendwann mal als Gesellschafter oder operativ in die Zukunft führen, ist noch nicht klar. Bis es so weit ist, vergeht allerdings auch noch etwas Zeit. Und die genießen wir auf der Dachterrasse des Hotels Bayerischer Hof mit Blick auf den Nordturm der Frauenkirche.
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Quelle: GO Sixt #46