Schon früh entwickelte Alena Gersonde eine Leidenschaft für Autos, geprägt durch ihren Großvater, einen Automechaniker, und ihren Vater, einen Grafikdesigner. Ihr Studium des Automobildesigns entfachte ihr Interesse für „Colour & Trim“ – die Gestaltung mit Farben und Materialien. Bereits vor ihrem Einstieg bei Mazda schätzte sie die besondere Qualität, den Komfort und das Preis-Leistungs-Verhältnis der Marke.
In der anspruchsvollen Welt des Automobildesigns, in der jede Form und Linie zählt, setzt Gersonde ihr Fachwissen ein, um Mazdas einzigartige Fahrzeuge mitzugestalten. Im Interview erläutert sie die Philosophie, die hinter der Schaffung von Mazdas hochwertiger Farbpalette steckt.
Die Ockerfelsen des Luberon
Die Ockerfelsen im Luberon entstanden vor über hundert Millionen Jahren durch tektonische Bewegungen, die die Region unter Wasser setzten. Dort lagerten sich sandschichten ab, die durch Glaukonit grün gefärbt wurden. Später hob sich das Land, und der grüne Ton verwandelte sich unter extremen Wetterbedingungen in ockerfarbene Sande, meist gelb, orange oder rot. Eisenoxid bestimmt die Farbgebung. Im 19. und 20. Jahrhundert formte der Mensch die Landschaft durch Tagebau. Die letzte aktive Ockergrube ist in Gargas. Früher gab es 60 Minen und über 20 Fabriken, die bis zu 40.000 Tonnen Ocker exportierten, bis synthetische Pigmente den Ockerabbau verdrängten. Heute produziert die Société des Ocres de France rund 1.000 Tonnen Ocker jährlich. Die Genossenschaft Okhra betreibt eine wiederbelebte Ockerfabrik in Roussillon, die Schulungen und Ausstellungen anbietet. Die Ockerfelsen schaffen etwa 60 Arbeitsplätze und fördern Kultur und Tourismus.
Das Ochra Ecomusée
Die 1921 gegründete Fabrik Camille Mathieu in Roussillon produzierte etwa 1.000 Tonnen Ocker jährlich. Ockerproduktion: Ocker ist im Sand eingebettet und wird durch Auswaschen und Mahlen zu einem feinen Pulver verarbeitet. Von Gelb zu Rot: Gelbe und orange Töne sind häufig, roter Ocker ist seltener. Seit 350.000 Jahren weiß man, dass gelber Ocker durch Brennen in roten verwandelt werden kann. Dieses Verfahren wird heute noch genutzt, um verschiedene Orangetöne zu erzeugen. Neue Bestimmung: Nach der Schließung 1963 wurde die Mathieu-Fabrik 1994 restauriert und 1995 als Museum wiedereröffnet. Das heutige Okhra Ecomusée bietet Führungen und Workshops zur Ockerherstellung und Farbverwendung an.
Mazda: Japanisches Design und Handwerkskunst
Die Geschichte von Mazda
Mazda, 1920 in Hiroshima als Korkhersteller Toyo Kogyo Co. gegründet, entwickelte sich rasch weiter. Unter Jujiro Matsuda wurde das Unternehmen erst ein Hersteller von Werkzeugmaschinen und dann ein Nutzfahrzeugproduzent. Der erste dreirädrige Lastwagen kam in den 1930er Jahren auf den Markt, und 1960 präsentierte Mazda sein erstes Auto, das R360 Coupé. Mazda machte sich auch als einziger Automobilhersteller erfolgreich mit dem Kreiskolbenmotor einen Namen und bewahrte mit dem Mazda MX-5 das Roadster-Segment vor dem Aussterben.
Kodo Design – Im Einklang mit der Natur
Mazda hat eine eigenständige Designidentität, die auf der japanischen Ästhetik basiert und weltweit Kunden fasziniert. Die Kodo-Designsprache ist von wilden Tieren inspiriert und vermittelt die „Seele der Bewegung“. Das weiterentwickelte Kodo Design verzichtet auf überflüssige Linien und nutzt stattdessen die Oberfläche der Karosserie als Leinwand für Lichtreflexionen, die den Eindruck von Bewegung verstärken. Modelle wie der Mazda3, Mazda CX-30 und Mazda CX-60 zeigen diese reduzierte Ästhetik.
Die Schönheit im Alltag
Mazda strebt danach, Autos zu gestalten, die künstlerisch wertvoll sind und im Alltag einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In Japan gibt es keine klare Trennung zwischen Kunst und kommerziellen Produkten, was dazu beiträgt, dass japanisches Design weltweit Anerkennung findet.
Takumi – die Meister der Handwerkskunst
Die Takumi von Mazda, erfahrene Handwerksmeister, erschaffen Fahrzeuge mit Leidenschaft und Präzision. Sie modellieren Fahrzeuge aus Ton und übertragen Bewegung ins Design, sodass die Autos fast lebendig wirken. Diese handwerkliche Qualität spiegelt den japanischen Fokus auf hochqualitative, handgemachte Produkte wider.
Die Psychologie der Farben
Farben spielen eine zentrale Rolle in unserem Leben und beeinflussen unser Verhalten und Wohlbefinden. Farben vermitteln schnell und effektiv Informationen, wie das Beispiel von Verkehrsampeln zeigt. Die Wahl der Farbe kann sogar über den Erfolg eines Produkts entscheiden. In der Automobilbranche beeinflusst die Farbe eines Autos die Kaufentscheidung erheblich.
Trend: Emotionen färben
Trendforscher prognostizieren eine stärkere Konzentration auf die physiologischen und symbolischen Auswirkungen von Farben. Während leuchtende Farben Wohlbefinden und Selbstvertrauen fördern können, gewinnen auch dunklere Töne an Bedeutung, die Stabilität und Langlebigkeit vermitteln.
Melting Copper – Eine neue Farbe, von bekanntem Material inspiriert
Mazda greift auf alte Materialien wie Bronze und Kupfer zurück, um neue Karosseriefarben zu entwickeln. Die Farbe „Melting Copper“ wurde vom Farbton inspiriert, den Kupfer beim Schmelzen annimmt, und kombiniert einen verführerischen Farbton mit einer glatten Struktur.
Auf der Suche nach einem neuen Blau
Blau hat eine reiche Geschichte und vielfältige Bedeutungen. In der japanischen Tradition hat das Färben mit Indigo, Aizome genannt, einen besonderen Platz. Mazda-Designer ließen sich von dieser Tradition inspirieren, um einen einzigartigen Blauton für zukünftige Modelle zu finden. Durch das Experimentieren mit verschiedenen Färbeverfahren entstanden eine Vielzahl von Blautönen, die schließlich als Inspiration für eine neue Fahrzeugfarbe dienten.
Rot – Die Farbe der Emotionen
Rot ist eine Farbe, die weltweit starke Emotionen weckt, von Liebe bis Zorn. In der Automobilwelt steht Rot für Sportlichkeit und Leidenschaft. Mazda hat eine lange Tradition mit der Farbe Rot, die in vielen Variationen in den Modellen des Unternehmens zu finden ist. Mit der Einführung des Kodo Designs und dem Ziel, das schönste Rot der Welt zu schaffen, entwickelte Mazda das „Soul Red Crystal“, eine Farbe, die durch ihre Tiefe und Brillanz besticht.
Takuminuri-Farben – Industrielacke mit handwerklichem Finish
Mazda betrachtet Farbe als wesentlichen Bestandteil des Fahrzeugdesigns. Die Takuminuri-Farben von Mazda, wie „Soul Red Crystal“ und „Machine Gray“, erzeugen eine intensive Licht- und Schattenwirkung und verleihen den Fahrzeugen ein hochwertiges Finish, das traditionell nur bei handbemalten Konzeptfahrzeugen zu finden war.
Machine Gray
Diese Farbe vermittelt die Stärke und Präzision einer Maschine und wurde mit dem Mazda MX-5 RF eingeführt. Sie erzeugt den Eindruck, dass die Karosserie des Fahrzeugs aus massivem Stahl geformt wurde.
Rhodium White
2022 führte Mazda mit dem CX-60 die Farbe „Rhodium White“ ein, inspiriert von der japanischen Ästhetik der Schlichtheit. Diese Farbe erzeugt einen seidenweichen, feinkörnigen Weißton mit glänzenden Schattierungen.
Artisan Red
„Artisan Red“, eine reife, weinrote Farbe, wird im Herbst 2024 als Kommunikationsfarbe für den neuen Mazda CX-80 vorgestellt. Sie kombiniert Elemente der Takuminuri-Farben zu einem intensiven und handwerklich anmutenden Rotton.
Die Suche nach neuen Farben geht weiter
Mazda wird weiterhin neue Farbtechnologien entwickeln, um die Attraktivität seiner Fahrzeuge zu steigern und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Die Takuminuri-Farben haben in den letzten Jahren eine unübertroffene Brillanz erreicht und werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Design von Mazda spielen.
Interview mit Alena Gersonde
Mazda wählt für jedes neue Modell sorgfältig Lackierungen und Materialien aus, die mit großer Liebe zum Detail entwickelt werden. Alena Gersonde, Senior Designerin für Farben und Materialien im europäischen Mazda-Designzentrum in Oberursel, erklärt die Kunstfertigkeit hinter dieser Farbpalette.
Von klein auf begeisterte sich Gersonde für Autos, beeinflusst von ihrem Großvater, einem Automechaniker, und ihrem Vater, einem Grafikdesigner. Ihr Studium des Automobildesigns führte zu einer Leidenschaft für „Colour & Trim“ – das Gestalten mit Farben und Materialien. Schon vor ihrem Einstieg bei Mazda schätzte sie die Qualität, den Komfort und die Preisgestaltung der Marke.
In der Welt des Automobildesigns, wo jede Kurve zählt, bringt Gersonde ihr Fachwissen ein, um Mazdas exklusive Fahrzeuge zu gestalten. Im Interview beschreibt sie die Philosophie hinter Mazdas hochwertiger Farbpalette.
Welche Farben liegen bei den Außenlackierungen derzeit im Trend?
Vor der IAA Mobility im Herbst 2023 konnten wir beobachten, dass himmelblaue Töne sehr stark im Kommen sind; zudem hatten wir erwartet, dass Grüntöne weiterhin im Trend liegen werden. Auf der Messe haben wir dann viele Rot- und Grautöne in interessanten Perl- und Metallic-Varianten gesehen. Insgesamt werden wohl weiterhin erst einmal kühlere, gedämpfte Farbtöne vorherrschen, aber ich vermute, dass irgendwann wieder mehr Mut und Ausdruckskraft in die Farbpalette zurückkehren werden.
Welchen Einfluss hat die E-Mobilität auf die Farbtrends beim Auto?
Wenn wir die Verkaufszahlen unseres Crossovers Mazda MX-30 mit denen des CX-30 mit Verbrennungsmotor vergleichen, können wir deutlich sehen, dass die Kunden beim Elektroauto eher die helleren Farbtöne wählen. Da der Markt für Elektrofahrzeuge weiter wächst, erwarten wir hier eine anhaltende Vorliebe für hellere Farbtöne. Die am häufigsten gewählte Farbe für den MX-30 war Ceramic White. Dies war auch eine sogenannte Kommunikationsfarbe, also der Farbton, in dem die Fahrzeuge für Presse und Werbung gehalten sind. Die Kunden fanden die Farbe eindeutig attraktiv – das war ein großartiges Feedback für mein Team, denn es bedeutet, dass unsere Forschung und Visualisierungen den Kunden gut gefallen haben. Wir sehen den Trend zu hellen Farben auch bei Elektrofahrzeugen anderer Hersteller. Da sich die Technologie jedoch weiterentwickelt und die Designästhetik sich anpasst, könnten wir auch eine Verschiebung hin zu ausdrucksstärkeren und lebhafteren Farben erleben. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Innovation und zeitlosen Designprinzipien zu finden, das ein breites Spektrum von Kunden anspricht.
Passt jede Farbe zu jedem Auto?
Bei Mazda versuchen wir, Farben zu entwickeln, die zu jedem Modell unserer Produktpalette passen. Soul Red Crystal zum Beispiel sieht bei allen Mazda Fahrzeugen toll aus. Außerdem entwickeln wir für jedes Modell speziell passende Farben. Die meisten anderen Hersteller tun wahrscheinlich dasselbe wie wir – vielleicht mit Ausnahme von Luxusmarken der Oberklasse, die Kunden mit exzentrischem Geschmack bedienen. Abgesehen davon haben Farben bestimmte Wirkungen – die erwünscht oder unerwünscht sein können. Dunkle Farbtöne lassen Autos im Allgemeinen kleiner erscheinen, was etwa großen SUV die Wucht nehmen kann. Helle Töne hingegen lassen das Fahrzeug optisch größer erscheinen – bei einem Kleinwagen ist dies womöglich ein gewünschter Effekt. Bei kleinen Modellen kann die Farbe auch schreien, knallgelb oder knallgrün sein; bei großen Karosserieflächen wirkt das hingegen schnell zu bunt.
In welchem Verhältnis stehen die Außenfarbe und der Innenraum?
Ich persönlich bin ein großer Fan von ganzheitlichem Design und davon, dass alles perfekt zusammenpasst, zum Beispiel, wenn der Karosserieton im Innenraum wieder aufgegriffen wird – sei es in Form von lackierten Dekoren oder farblich abgestimmten Nähten an den Sitzen. Generell gilt aber: Erlaubt ist, was gefällt. Wir wollen den Kunden in seiner individuellen Freiheit nicht einschränken. Es gibt allerdings auch Kombinationen von Karosserie- und Innenraumfarben, die in unserem Online-Konfigurator nicht ausgewählt werden können, weil sich die Töne beißen würden.
Abgesehen von der Farbe: Welche Rolle spielen Materialien und Oberflächen für eine einheitliche visuelle Identität der Mazda Fahrzeuge?
Unser Designteam berücksichtigt sorgfältig Materialien und Oberflächen, um eine einheitliche visuelle Identität zu schaffen. Wir streben eine harmonische Mischung von Elementen an, um sicherzustellen, dass jedes Material zum Gesamtdesign beiträgt. Mit einer durchdachten Auswahl von Materialien für Interieur und Exterieur verbessern wir das haptische und visuelle Erlebnis für Mazda Fahrer.
Worauf freuen Sie sich als Senior Colour & Material Designer am meisten, wenn Sie an die Zukunft des Automobildesigns denken, und welche Innovationen oder Trends werden Ihrer Meinung nach künftig eine wichtige Rolle spielen?
Ich erwarte für die Zukunft, dass wir durch neue Materialien und Technologien die Grenzen der Kreativität verschieben und die Automobilästhetik neu definieren. Die Überschneidung von Nachhaltigkeit, fortschrittlichen Materialien und sich verändernden Kundenpräferenzen eröffnet spannende Möglichkeiten, und ich freue mich darauf, zum kontinuierlichen Engagement von Mazda für innovatives Design beizutragen.
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