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Happy Birthday „Chanel N°5”!

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Nathalie Degen / Retrowelt
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Courtesy of Chanel
Vor 100 Jahren wurde der erfolgreichste Damenduft aller Zeiten, Chanel N° 5, erfunden. Laut Schätzungen wird weltweit alle 30 Sekunden ein Flakon verkauft. Was macht diesen Duft so erfolgreich? Um diese Frage zu beantworten, sollte man die Entstehung eines Parfüms betrachten.

Der Duft setzt sich aus drei unterschiedlichen Noten zusammen:  Kopfnote, Herznote und Basisnote. Die Kopfnote ist die, die uns im Geschäft überzeugt, das Parfüm zu kaufen. Sie gibt den ersten Eindruck, den man durch Auftragen und beim Riechen erhält. Die Herznote zeigt einem mehrere Stunden später, wie sich das Parfüm mit dem eigenen Körpergeruch verbindet. Daher werden hier häufig blumige Noten verwendet. Die Basisnote ist für den langanhaltenden Geruch verantwortlich. Sie ist in der Regel eine eher schwere Verbindung, in der teilweise auch tierische Moschusaromen eingesetzt werden. Man unterscheidet diese drei Noten ganz klar voneinander. Ob uns ein Duft so gut gefällt, dass wir ihn häufig nutzen, dafür ist eher die Herz- und Basisnote entscheidend als die spontane Entscheidung nach der Kopfnote im Geschäft.

Und woraus besteht Chanel N° 5? Dazu gehen wir zurück an den Ursprung. Chanel N° 5 wurde von Ernest Beaux, ehemaliger französischer Chemiker und Parfümeur des russischen Zarenhofes, kreiert. An die 80 Essenzen sollen es sein, die er dazu verwendete. Einige Quellen sprechen inzwischen nur von 31, aber selbstverständlich gehört auch das zum Mythos: Die genaue Rezeptur liegt im Safe. Bekannt ist: Die Kopfnote wird von einem strahlend frischen, leicht metallisch und wachsig-rauchigen Aldehyd-Komplex dominiert, mit seinen typischen Anklängen an Rosenblätter und Orangenschalen. Die zitrusartigen Facetten werden durch Bergamottöl, Linalool und Petitgrainöl aufgenommen und unterstrichen. Die Herznote wird unter anderem von den Dufteckpfeilern Jasmin, Rose, Maiglöckchen, Iris-Butter und Ylang-Ylang-Öl aufgespannt. Weitere Bestandteile sind Mairose, Neroli-Essenz und brasilianische Tonkabohnen. Nuanciert wird dieser Duft durch Sandelholz- und Patchouliöl. Vanillin, Coumarin und Storax leiten dann zum betont sinnlichen Moschus-Komplex über, der im Schlussakt der Komposition das Thema bestimmt und im Original von 1921 aus echten Moschusanteilen bestand. So entstand eine enorm breite Duftnote. Seine Besonderheit, da sind sich die Fachleute einig, erhielt das Parfum durch die chemisch erzeugten Aldehyde – dehydrierte Alkohole aus Blütennuancen, die den Duft in der Kopfnote auf besondere Weise zur Entfaltung bringen. Es ist also auch jene neuartige Mischung aus Natürlichkeit und Künstlichkeit, die Chanel N°5 revolutionär machte.


Monsieur Mul und Chanel verbindet ein höchst exklusiver Vertrag

Interessant ist, dass Chanel bis heute damit wirbt, dass bei der Herstellung natürliche Extrakte von Jasmin und Mairose verwendet werden, die in Grasse bei Monsieur Mul angebaut werden. Jeder Tropfen Rosenessenz im meistverkauften Parfum der Welt stammt von seinen fünf Hektar Land. Warum gerade von dort? Ganz einfach: Muls Rosa centifolia  – so der exakte botanische Name – ist die beste Rosenblüte der Welt. „Düfte sind etwas Immaterielles und doch haben sie viel mit Handwerk zu tun“, erklärt der Franzose Olivier Polge, der die Welt der Düfte von Kindesbeinen an kennt. Sein Vater Jacques Polge war 37 Jahre lang Hausparfümeur bei Chanel. Wenn Oliver Polge heute aus dem Fenster blickt, schaut er auf die vielen Blumenfelder, welche die alteingesessene Familie Mul exklusiv für die Parfumkreationen von Chanel bewirtschaftet.

Joseph Mul, sein Sohn Fabrice und seine Familie herrschen über jenes Land, auf denen die Stöcke der Mairose wachsen. Seit bald dreißig Jahren werden hier, nur im Frühling, jene Blüten geerntet und in einer unweit der Blumenfelder stehenden Extraktionsanlage zu einem hochkonzentriertem Extrakt verarbeitet, das ausschließlich in den Extraits-de-Parfum von Chanel zum Einsatz kommt. Aus 400 Kilogramm Rosenblüten entstehen am Ende 600 Gramm Rosen-Absolue. Ab Sonnenaufgang sind die Pflücker auf den Rosenfeldern unterwegs, um die frischen, überaus empfindlichen Blüten zu ernten, welche sich erst bei Tageslicht vollkommen öffnen. Die Zeit drängt, denn die Rose blüht nur einmal im Jahr und die Ernte muss innerhalb von knapp vier Wochen eingebracht werden. Alles muss zügig vonstattengehen, die empfindlichen Blüten müssen innerhalb weniger Stunden vom Sammelkorb in die nahe gelegene Fabrik transportiert werden.

Der Wind trägt den Duft heran. Die Kulisse wirkt, als sei sie einem französischen Bilderbuch entsprungen, und doch ist sie die Wiege eines Parfumgiganten. Doch bei aller Begeisterung nimmt die Rose eine Nebenrolle bei Chanel ein, denn: „Düfte von Chanel verkörpern nicht eine einzelne Blüte, sondern stets ein Bouquet.“ Und das besteht vornehmlich aus roten Blüten. Die Farbgebung geht zurück auf die florale Vorliebe von Madame Chanel, seit sie 1921 mit dem Parfumeur Ernest Beaux das legendäre „Chanel N°5“ mit Neroli, Jasmin und Mairosen aus Grasse kreierte und es namentlich dem Datum widmete, an dem ihre neuen Kollektionen präsentiert wurden.  

Parfüme sind etwas, was das Leben schöner macht   

Nichts lag der Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel zunächst ferner, als Frauen neben schicken Kleidern und Blusen auch noch mit einem Duft zu versehen. „Frauen parfümieren sich nur, wenn sie schlechte Gerüche zu verbergen haben“, lautet eines der vielen von ihr überlieferten Bonmots. Ihre rigide Haltung änderte Chanel, als sie in Cannes Ernest Beaux kennenlernte. Chanel beauftragte Beaux, als Weihnachtsgeschenk für ihre Kundinnen ein Parfum zu kreieren, das ursprünglich nur auf 100 Fläschchen limitiert sein sollte. Als dann die Nachfrage nach dem außergewöhnlichen Duft immer größer wurde, kam das Parfum 1922 auch in den Handel. Ernest Beaux hatte in seinem Labor in Cannes zehn Proben vorbereitet:  Das Fläschchen, das Chanel am meisten zusagte, trug die Aufschrift „Nummer 5“. „Das wird sehr teuer, nichts ist teurer als Jasmin“, warnte Beaux sie der Legende nach, doch Chanels Antwort soll geulautet haben: „Dann geben Sie bitte noch etwas mehr Jasmin hinzu. Ich will es zum teuersten Parfüm der Welt machen.“ Es blieb bei der Nummer 5, schließlich passte die auch ganz gut zu dem Datum 5. Mai, an dem Coco Chanel für gewöhnlich der Öffentlichkeit ihre neuen Kollektionen präsentierte. Außerdem sah sie die Fünf als ihre persönliche Glückszahl an. Reine Zahlenmagie war also verantwortlich für den einprägsamen Namen – wer nach Chanel N° 1, 2, 3 oder 4 fahndet, wird erfolglos bleiben. 

Coco Chanel: Die Designerin, deren Namen man bis heute kennt, schuf revolutionäre Mode und schrieb Parfümgeschichte

Schönheit, Luxus und Extravaganz: Dafür stand und steht Chanel N°5 seit Beginn. Ab den 50er-Jahren ließ man dieses Image auch in Werbekampagnen in Szene setzen. Bis heute engagiert der Konzern bekannte Schauspielerinnen und Models als Gesicht für die Marke. Ali McGraw, Lauren Hutton, Candice Bergen, Nicole Kidman und immer wieder Catherine Deneuve standen mit dem berühmten Fläschchen vor der Kamera von Fotografinnen und Fotorgrafen wie Richard Avedon, Helmut Newton, Irving Penn und Bettina Rheims. Ein Coup gelang im Jahr 2012: Mit Brad Pitt stand erstmals ein Mann für ein Damen-Parfum Modell. Für alle gilt: Chanel N°5 steht seit Generationen für Eleganz und französische Haute Parfümerie, für Sinnlichkeit und Stärke. Und so gilt auch im Jubiläumsjahr: Chanel N°5 ist weit mehr als „nur“ ein Duft.

Im Internet sind herrlich atmosphärische Bilder der Rosenplantagen zu sehen. Meist veröffentlicht von Personen, die im Jahre 2016 von Chanel zum Besuch der Plantage eingeladen waren. Eine absolute Ausnahme. Denn Joseph Mul bietet keine Besichtigungen an, die Lage seiner Rosenfelder ist geheim.

 


Tipp der Go-Sixt Redaktion:

In der näheren Umgebung von Grasse gibt es eine Vielzahl an kleineren Unternehmen wie beispielsweise Domaine de Manon (Inhaberin Carole Biancalana ist Lieferantin für Dior), die solche Plantagenführungen anbieten.

Und im kleinen Hotel La Bellaudiere erwartet Sie, in der französischen Hauptstadt des Parfüms ein umgebautes Haus aus dem 16. Jahrhundert.

Zum Thema Düfte gibt es weiterführende Informationen in den Gärten des Musée international de la Parfumerie in Mouans-Sartoux. Hier werden nicht nur sämtliche Pflanzen angebaut, die zur Parfümherstellung benötigt werden, vor Ort bekommt man auch herrliche Hintergrundinformationen zu den Rosensorten der Pays de Grasse.

Den Ort Grasse erreicht man ab Cannes in weniger als einer Stunde. Ideal dafür wäre einerseits ausreichend Zeit für den Blick abseits der Route und anderseits ein Cabrio für die Reise. Und das Cabrio dafür gibt es hier bei Sixt.

… so beschreibt Alfa Romeo die Giulietta Sprint Speciale in einer 1958 veröffentlichten Pressemappe. Die Giulietta ist ein Wirtschaftswunderkind, hineingeboren

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