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FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER – MEHR ALS KUNST

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Jan-David Lange
·
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marktEINBLICKE und pixabay
Das Werk und Wirken von Friedensreich Hundertwasser (geboren als Friedrich Stowasser in Wien) zählt zu den bedeutendsten Beiträgen innerhalb der Kunstgeschichte der Nachkriegsmoderne. Als wichtiges Mitglied der internationalen Avantgarde in den 1950er-Jahren in Paris entwickelte er seine einzigartige Bildsprache. Eines der zentralen Motive seiner farbstarken Bildwelt ist die Spirale.

Wenn Hundertwasser heute als einer der populärsten europäischen Künstler unserer Zeit gilt, so hat sein graphisches Werk einen großen Beitrag dazu geleistet. Sein Ziel in der Kunst der Graphik war es, innerhalb einer Auflage nicht nur Farb-, sondern auch Formvariationen zu schaffen. Das Ergebnis war, dass jedes Blatt einer Auflage farbig und gestalterisch verschieden ist von allen anderen und damit ein Unikat.

Hundertwasser steht nicht „nur“ für Kunst

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Das Hundertwasserhaus in Bad Soden, Hessen. Bildquelle: pixabay / lapping

Hundertwassers Einsatz für eine natur- und menschengerechtere Architektur und sein bahnbrechendes ökologisches Engagement entfaltete sich aus seinem Glauben an die Kraft der Natur und die individuelle Kreativität.

Seit den 1980er-Jahren realisierte er Architekturprojekte. In diesen Projekten gibt es das Fensterrecht und die Baummieter, den unebenen Boden, Wälder auf dem Dach und Spontanvegetation. Seine Bauten stehen für Vielfalt anstelle von Monotonie, für Romantik, für das Organische und für unreglementierte Unregelmäßigkeiten, für die Spontanvegetation und für ein Leben in Harmonie mit der Natur.

„Man verwechselt wahre bleibende Werte mit kurzfristigem materialistischem Profitdenken. Wahre Werte sind erhöhte Lebensqualität, Gesundheit, Zufriedenheit, Sehnsucht nach Romantik, Individualität, Kreativität, ein Leben in Harmonie mit der Natur und mit den anderen Menschen.“ Hundertwasser 1989

Im Zentrum seines ökologischen Handelns standen Baumpflanz- und Begrünungsaktionen, die Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe, der Schutz des Wassers und der Kampf für eine abfallfreie Gesellschaft.

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Bildquelle: Hundertwasser-630A-MIT-DER-LIEBE-WARTEN-TUT-WEH-WENN-DIE-LIEBE-WOANDERS-IST-1972-©-2022-NAMIDA-AG-GlarusCH

Seine gesellschaftskritischen und ökologischen Positionen verbreitete er mit Manifesten, Briefen, Reden und öffentlichen Demonstrationen.  In denen er die reine Funktionalität aller Lebensbereiche, die ungehemmte Wachstumsdoktrin sowie die Anpassung an einen gesellschaftlichen Konformismus kritisierte.

Kunst-Techniken erleben Renaissance dank Hundertwasser

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Bildquelle: Hundertwasser-563A-BRILLEN-IM-KLEINEN-GESICHT-1968-©-2022-NAMIDA-AG-GlarusCH

Hundertwasser beherrschte und erneuerte viele grafische Techniken: Lithografie, Siebdruck, Radierung, Farbholzschnitt und Mixed media Drucktechniken.

„Mit der Grafik betrete ich ein Paradies, das der Malerpinsel nicht mehr erreicht.“ Hundertwasser 1991

Viele von Hundertwassers Grafikauflagen bestehen aus mehreren Farbversionen und Varianten. Diese sind nicht separat nummeriert, sondern durch die gesamte Auflage durchnummeriert. Auf jeder Grafik mit einer anderen Farbversion findet sich ein Überblick über die auf dem Werk verwendeten Farben. Sein Ziel in der Kunst der Originalgrafik war es, entsprechend der Vielfalt in der Natur innerhalb einer Auflage eine Vielfalt unterschiedlicher Blätter herzustellen.

Hundertwasser und die Kunstdrucke

Ab den 1970er-Jahren vertiefte Hundertwasser seine Arbeit in der Druckgrafik. In Zusammenarbeit mit den Druckern entwickelte er komplexe Verfahren mit einer Vielzahl von Farbauszügen, setzte phosphoreszierende oder fluoreszierende Farben ein, experimentierte mit reflektierenden Glasstaubauflagen oder elektrostatischer Beflockung und führte seine Grafiken zu gesteigerter Leuchtkraft und reizvollen Oberflächeneffekten. In der bloßen Multiplikation eines grafischen Werkes sah er die Sterilität der von ihm bekämpften geraden Linie, daher bestehen viele seiner Grafikauflagen aus unterschiedlichen Farbkompositionen und -varianten.

Grafik 10.002 Nights Homo Humus Come Va How do you do

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Bildquelle: Hundertwasser-860-10002-NIGHTS-HOMO-HUMUS-COME-VA-HOW-DO-YOU-DO-1983-©-2022-NAMIDA-AG-GlarusCH

Mit den 10.002 Blättern der Grafik 10.002 Nights Homo Humus Come Va How do you do, erschienen 1983, gelang es ihm, so viele verschiedene Blätter herzustellen, wie die Auflage hoch ist. Hundertwasser Kunstdrucke wurden von Fall zu Fall von Originalwerken ausgehend weiterbearbeitet. Für Hundertwasser war klar, die Malerei ist ein anderes Medium als die Drucktechnik.
 
Er hat daher nie den Versuch unternommen, ein Bild in einen Druck umzuwandeln. Für ihn war das Bild der Ausgangspunkt für ein neues Werk im Druckverfahren. Er hat die Vorteile und Möglichkeiten des Druckens auf Papier wahrgenommen und mit Hilfe ausgefeilter Drucktechniken das Werk weiterentwickelt, verändert und gestaltet, wodurch ein neues Werk entstand.

Die Besonderheit der japanischen Farbholzschnitte

Hundertwasser war der erste europäische Maler, dessen Werke von japanischen Meistern geschnitten und gedruckt wurden. Sie mussten sich der Herausforderung stellen, den Farbenreichtum von Hundertwassers Werken in die erforderliche übergroße Anzahl von oft mehr als zwanzig Holzauszugsplatten zu übertragen. Hundertwasser war der Überzeugung, der einzig richtige Weg in der Kunst der Originalgrafik sei eine Zusammenarbeit von Künstler, Techniker und Drucker. Dabei hatte der Künstler die übergeordnete, dirigierende Funktion inne und konnte auch in den technischen Prozess lenkend eingreifen.

Lückenlose Offenlegung der Techniken und Entstehungsdaten

Hundertwasser war stets darauf bedacht, auf den grafischen Blättern selbst genaue Werkangaben zu machen. So gelang eine möglichst lückenlosen Offenlegung der Techniken und Entstehungsdaten des Werkes. Auf jeder Grafik findet sich Hundertwassers Signatur (handschriftlich und in Form von japanischen Inkans), Nummerierung (Exemplarnummer/Auflagenhöhe), Datum und Ort der Signatur.

Sowie die Œuvre-Nummer, in vielen Fällen der Name des Werkes, Nennungen bzw. Stempel und Prägungen von Verlegern, Druckern, Papier- und Farbenfabrikanten oder der eingesetzten Koordinatoren sowie Farbauszugspunkte. Auf vielen Grafiken finden sich geprägt, gestempelt oder mitgedruckt Auflistungen von Farbvarianten, technischen Versionen und Auflagenangaben.

Die Hundertwasser-Ausstellung in Ludwigsburg

Hundertwasser-Fans kommen im schwäbischen Ludwigsburg dieser Tage auf ihre Kosten. “Kunst ist eine Bereicherung. Und Hundertwasser ein großer Künstler. Wir freuen uns, die Hundertwasser-Ausstellung dieses Jahr im Residenzschloss willkommen zu heißen”, erklärt Stephan Hurst, Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg. Weiter erklärt er, „Der Hof in Ludwigsburg war unter Herzog Carl Eugen ein Zentrum der Kunst, das weit über die Grenzen Württembergs hinausstrahlte.”

Hundertwasser und die Liebe zur Natur

„Einen Baum schneidet man in 5 Minuten um. Zum Wachsen braucht er aber 50 Jahre. Das ist ungefähr das Verhältnis zwischen technokratischer Zerstörung und ökologischem Aufbau.“ Hundertwasser 1972

„Hundertwasser – Liebe zur Natur“ lautet der Titel der Verkaufsausstellung. Gregor Wörner, Geschäftsführer des Wörner-Verlages, der ausschließlich auf Hundertwasser spezialisiert ist, organisiert und betreut die Ausstellung gemeinsam mit dem Kunsthaus Watzl, das seit über 30 Jahren Events und Ausstellungen betreut. Zusammen geben sie Einblicke in das Konzept der Verkaufsausstellung.

In einer Zeit, in der die Umweltbewegungen gerade erst entstanden, setzte sich Hundertwasser bereits entschieden für den Erhalt natürlicher Lebensräume ein. Der Schutz des Regenwaldes, die Rettung der Meere, Baumpflanz- und Begrünungsaktionen. All das lag Hundertwasser am Herzen. Für all das stehen seine Werke. Seine harmonische Botschaft drückte er durch intensive, farbenfrohe Bilder aus.

 


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