Insgesamt 233 Titel hat die Jury für die Longlist des Deutschen Buchpreises gesichtet – ein neuer Rekord. Neben bekannten Namen wie Heinz Strunk, Theresia Enzensberger und Fatma Aydemir sind mit Kim de l’Horizon, Slata Roschal, Carl-Christian Elze und Anna Yeliz Schentke gleich vier literarische Debüts vertreten. Die Themen der nominierten Werke sind ungewohnt vielseitig, was sie eint, sind aber zwei Dinge: Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Mustern und die Suche nach dem größeren Ganzen. Mal handeln sie von Einwandererfamilien („Dschinns“, Fatma Aydemir), mal von eigenbrötlerischen Außenseitern („Dagegen die Elefanten!“, Dagmar Leupold). Sie skizzieren vermeintlich utopische Zukunftsszenarien, die dann doch ins Dystopische kippen („Auf See“, Theresia Enzensberger). Es geht um fragwürdige medizinische Maßnahmen und eine überzeugte Krankenschwester („Ein simpler Eingriff“, Yael Inokai), um die Meerwalnuss (ein glibberiges Meerestier) und Frauen in sogenannten Männerdomänen („Aufruhr der Meerestiere“, Marie Gamillscheg). Die Geschichten erzählen von Herkunft und der Frage nach Zugehörigkeit („Geschichte eines Kindes“, Anna Kim), von Coming-of-Age, vertauschten Identitäten und Identitätssuche („Freudenberg“, Carl-Christian Elze) und von der Emanzipation nonbinärer Körper („Blutbuch“, Kim de l’Horizon).

- Fatma Aydemir: Dschinns (Carl Hanser Verlag)
- Kristine Bilkau: Nebenan (Luchterhand Literaturverlag)
- Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter (Kiepenheuer & Witsch)
- Carl-Christian Elze: Freudenberg (edition Azur)
- Theresia Enzensberger: Auf See (Carl Hanser Verlag)
- Jan Faktor: Trottel (Kiepenheuer & Witsch)
- Marie Gamillscheg: Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand Literaturverlag)
- Kim de l’Horizon: Blutbuch (DuMont Buchverlag)
- Yael Inokai: Ein simpler Eingriff (Hanser Berlin)
- Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wilderer (S. Fischer Verlag)
- Anna Kim: Geschichte eines Kindes (Suhrkamp Verlag)
- Esther Kinsky: Rombo (Suhrkamp Verlag)
- Dagmar Leupold: Dagegen die Elefanten! (Jung und Jung)
- Eckhart Nickel: Spitzweg (Piper Verlag)
- Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. (Die Andere Bibliothek)
- Slata Roschal: 153 Formen des Nichtseins (homunculus Verlag)
- Anna Yeliz Schentke: Kangal (S. Fischer Verlag)
- Jochen Schmidt: Phlox (Verlag C.H. Beck)
- Andreas Stichmann: Eine Liebe in Pjöngjang (Rowohlt Verlag)
- Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf (Rowohlt Verlag)
Die Jury des Deutschen Buchpreises 2022

Erich Klein (freier Publizist und Übersetzer)
Frank Menden (Buchhändler, Podcaster)
Ulli Ormanns (Inhaber Agnes-Buchhandlung)
Isabelle Vonlanthen (Programmgestalterin am Literaturhaus Zürich)
Selma Wels (Mitbegründerin des Berliner binooki Verlags)
Jan Wiele (Literaturredakteur FAZ)
Miriam Zeh (Literaturredakteurin Deutschlandfunk Kultur)